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Warum es sich ausZAHLt, sich mit Zahlen zu beschäftigen

„Mein Hausarzt meinte zu mir, im Jahr seien zwei bis fünf Atemwegsinfekte bei Erwachsenen normal.“ „Achso, meint er damit den Wochenbericht vom RKI, laut dem die ARE-Aktivität in der Bevölkerung in der 22. KW 2024 im Vergleich zur Vorwoche insgesamt leicht gestiegen ist und bei rund 4.900 ARE pro 100.000 Einwohner*innen lag?“ „Wie bitte?“


19. 06. 2024

Zahlen können verwirrend, überfordernd und einschüchternd sein. Das ist auf den ersten Blick verständlich. Auf den zweiten Blick können Zahlen und Daten jedoch für viel Klarheit sorgen – aber garantiert nicht so, wie in dem Gespräch oben. Wann können uns Gespräche über Zahlen, Daten und Statistiken helfen? Und vor allem, wie? Darum geht es in diesem Beitrag.

Zahlenangst: Warum tun wir uns so schwer?

Laut Patrick Weber, Mathematiker und Didaktiker an der Universität Regensburg, haben Menschen oft Schwierigkeiten mit Zahlenaussagen, weil Wahrscheinlichkeiten oder Prozentsätze weniger intuitiv sind als konkrete Zahlen (Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?, idw-online.de). Mathematik gilt für viele als kompliziert, weil sie schnell negative Erwartungen und Selbstzweifel auslöst. Das Umrechnen von Maßeinheiten, das Interpretieren von Daten aus Texten und Grafiken oder das Übersetzen von Alltagsphänomenen in Rechenoperationen sind einige Beispiele, die Panik auslösen können. Diese Angst vor Zahlen überträgt sich auf Daten, zumal die Chancen von Daten für Organisationen und Unternehmen oft übersehen werden.

Datenkompetenz: Ein Schlüssel zur Klarheit

Ein wichtiger Aspekt der Datenkompetenz ist das Verständnis für die algorithmische Verarbeitung von Daten (was jetzt auch schon wieder unheimlich kompliziert klingt). Schon das Ausrechnen eines Durchschnitts von vier Zahlen ist eine einfache Form der algorithmischen Verarbeitung – und das ist wahrlich kein Hexenwerk. Professorin Ute Schmid, Informatikerin und Leiterin des Lehrstuhls für Kognitive Systeme an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ist der Meinung, dass der Umgang mit Daten zu unverzichtbarem Allgemeinwissen gehören sollte. Genauso wie wir den Umgang mit Wort und Schrift in der Schule erlernen, sollten wir auch den Umgang mit Daten erlernen, um uns in einer zunehmend digitalisierten Welt zurechtzufinden und Daten interpretieren zu können (Data Literacy: Digitale Mündigkeit für alle!, bidt).

Der Mut zur Datenarbeit

Das Lernangebot für den Umgang mit Daten ist da, aber vielleicht fehlt vielen Menschen der Mut oder das Interesse? Ist das Interesse vielleicht deshalb so gering, weil ein enormer Aufwand befürchtet wird? Muss man sich wirklich zuerst durch eine Datenwüste kämpfen, um mit Daten arbeiten zu können? Unsere Antwort: Nein! Der Umgang mit Daten muss nicht schwer, aufwendig und zermürbend sein. Ganz im Gegenteil – ein schnelles und einfaches Ergebnis kann zu einem Erfolgserlebnis werden und gleichzeitig wertvolle Informationen bereithalten.

Die Bedeutung von Daten in der modernen Welt

Daten spielen in vielen Bereichen eine Schlüsselrolle. In der Gesundheit ermöglichen sie die Überwachung und Verbesserung von Behandlungen, in der Umwelt helfen sie bei der Verfolgung von Klimaveränderungen, und in der Wirtschaft unterstützen sie bei der Optimierung von Geschäftsprozessen. Daten sind ein mächtiges Werkzeug, das unser Leben auf vielfältige Weise verbessern kann.

Wir nutzen täglich Daten

…. oft ohne es zu merken. Beim Einkaufen vergleichen wir Preise, beim Fitness-Tracking überwachen wir unsere Gesundheitsdaten, und bei der Budgetplanung behalten wir unsere Finanzen im Blick. Diese alltäglichen Beispiele zeigen, wie Daten unser Leben erleichtern und verbessern können. Wo also anfangen? Zahlen und Daten müssen nicht einschüchternd sein. Mit der richtigen Herangehensweise und ein wenig Übung kann jeder lernen, Daten zu verstehen und zu nutzen. Die Vorteile, die sich daraus ergeben, sind enorm – von der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten bis hin zur Optimierung von Geschäftsprozessen und der Schaffung neuer Möglichkeiten.

Praktische Tipps zur Überwindung der Zahlenangst

  • Spielt mit Zahlen: Nutze Lern-Apps, um spielerisch Deine Zahlenkompetenz zu verbessern
  • Kurse und Workshops: Besuche Kurse oder Workshops, die speziell auf Datenkompetenz abzielen – zum Beispiel in der CDL Academy.
  • Praktische Übungen: Übe das Umrechnen von Maßeinheiten oder das Interpretieren einfacher Diagramme – auch hierfür gibt es Apps oder Programme.
  • Alltagsphänomene analysieren: Versuche, alltägliche Situationen mit Zahlen zu beschreiben und zu analysieren, wie zum Beispiel den täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Benzinverbrauch für die tägliche Fahrt zur Arbeit.

Ein Erfolgsbeispiel aus der Praxis

Beispielsweise konnte die Caritas Wien durch die Einführung digitaler Plattformen für ihre Organisation, die Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Abteilungen und freiwilligen Helfer*innen deutlich verbessern. Durch die Einführung eines Mitarbeiterportals auf Basis der Software Intrexx in den Verbänden Wiens sowie den Verwaltungsbezirken Linz und Graz, konnte nämlich das anspruchsvolle Lastenheft der Caritas Österreich digitalisiert werden. Corinna Sharma (interne Kommunikation Caritas Wien) berichtet: „Das Portal verbessert den bereichsübergreifenden Austausch innerhalb der Organisation. Relevante Informationen sind zentral verfügbar. Das Mitarbeiter*innenportal bietet uns die Möglichkeit, die unterschiedlichen Arbeitsrealitäten für alle Mitarbeiter/innen und über Bereichsgrenzen hinaus erfahrbar zu machen. Es ist der Versuch, auf Augenhöhe zu kommunizieren und den Arbeitsalltag zu erleichtern und übersichtlicher zu gestalten.“ (Digitalisierung bei der Caritas Österreich, itwelt.at). Auch beinhaltet das Portal einfache Datenanalysetools, die exakt aufzeigen, wo in den registrierten Bezirken die größte Nachfrage nach Dienstleistungen besteht. So wurde es möglich, Ressourcen gezielter und effizienter einzusetzen, um Anfragen und Hilfeleistungen schneller zu gewährleisten – eine Win-win-Situation für das Gemeinwohl.


Autor*innen

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Katharina Buchsbaum (sie/ihr)

Bildungsressourcen Kontakt in HumHub

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Stephanie Agethen (sie/ihr)

Bildungsressourcen // Kommunikation Kontakt in HumHub