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Von Sozialwissenschaften und Psychologie zur Daten Wissenschaft: Der Sprung ins kalte Wasser oder: ein mutiger Karrierewechsel

Kann man als Psychologie- oder Soziologie-Absolvent*in erfolgreich in die Datenwissenschaft wechseln? Mpho aus unserem CDL-Team beweist: Ja, definitiv! In unserem Espresso-Talk am 21. August teilte dey authentische Einblicke in diesen bemerkenswerten Karriereweg.


22. 08. 2025

Der Grundstein: Wissenschaftliche Neugier trifft auf Daten

Der Weg von den Geisteswissenschaften zur Datenwissenschaft mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch für Mpho Mathelemuse (dey/dem, 32) war es eine natürliche Entwicklung. Bereits während des Bachelorstudiums arbeitete dey als Forschungsassistenz im Bereich Datenauswertung an der Fakultät für Psychologie in Edinburgh, Queen Margaret University. Die quantitativen Datenauswertungen in den Geisteswissenschaften bildeten den entscheidenden Anknüpfungspunkt für die spätere Karriereentscheidung.

Besonders prägend war die Betreuung an der Universität Glasgow, wo Mpho an Forschungen zu Gesichtserkennungsalgorithmen für den Justizbereich mitarbeitete. Das Projekt untersuchte, wie psychologische Erkenntnisse zur Gesichts- und Emotionserkennung auf juristische Anwendungen übertragen werden können. Das ernüchternde Ergebnis: Die Technologie war noch nicht reif für den Einsatz in der Rechtsprechung.

Mpho Website

Erste Schritte in die Tech-Welt

Der Einstieg in die Technologiewelt erfolgte anschließend über das Thema Mental Health und Gesundheitsapplikationen. Mpho gewann wertvolle Einblicke hinter die Kulissen und nahm an einem europäischen Hackathon teil – nicht als programmierende Person, sondern mit dem geisteswissenschaftlichen Hintergrund als wertvolle Perspektive. Ein Wendepunkt war die Entdeckung von Codebar, einer Initiative, die unterrepräsentierte Personen beim Programmierenlernen unterstützt. Die Treffen in Techkonzernen und kleinen Vereinen boten nicht nur Lernmöglichkeiten, sondern auch eine unterstützende Community für Anfänger*innen und wertvolle Netzwerkmöglichkeiten.

Der intensive Lernprozess

2020 führte ein Fellowship Mpho zurück nach Deutschland. Durch das Fellowship erhielt Mpho Einblicke in verschiedene Methoden, wie soziale Gerechtigkeit umgesetzt werden kann (Humanity in Action). Danach ging dey aktiv zu Veranstaltungen von Codebar in Berlin, um konkrete Lernerfahrungen zu sammeln. Über CodeAcademy absolvierte Mpho zunächst ein „Sorting Quiz“ zur Orientierung, welche Programmiersprache am besten geeignet wäre.

Die Wahl fiel auf Python und SQL – Sprachen, die es ermöglichen, an automatisierten Analysen mitzuentwickeln und mit Datenbanken zu arbeiten. Durch das Selbstlernen mit einem Online-Kurs Datenwissenschaft qualifizierte sich Mpho für ein Intensiv-Training. Das intensivste Element der Ausbildung war ein dreimonatiges Bootcamp bei der Spicy Academy. „Der Schlüssel liegt darin, die Brücke zwischen menschlichem Verständnis und technischer Innovation zu bauen. Meine Ausbildung in Psychologie und Soziologie ist nicht nur relevant – sie ist unverzichtbar für eine verantwortungsvolle Datenanalyse,“ berichtet Mpho.

Der Sprung ins kalte Wasser

Das Abschlussprojekt des Bootcamps markierte den mutigen „Sprung ins Wasser“: Mpho analysierte den Instagram-Algorithmus und untersuchte, welche Organisationen wann und warum bei sozialen Themen unterrepräsentiert sind. Diese Arbeit führte zu einer Position am Institut für Strategic Dialogue, wo dey an der Erkennung und Erforschung von Hass und Rassismus in sozialen Netzwerken arbeitet.

Der nächste Karriereschritt führte zu einer Position als Dateningenieur*in, wo Mpho in der Data-Mart-Schicht eines Data Warehouse arbeitete. Die Data Mart Ebene ermöglicht es, Daten besser übertragbar zu machen, um Business Intelligence Berichte zu entwickeln.

Zurück zu den Wurzeln: Zivilgesellschaftliches Engagement

Schnell wurde klar, dass der Weg zurück in die zivilgesellschaftliche Richtung führen sollte. Während eines zweiten Fellowships entwickelte Mpho das Projekt „all.txt“, welches auch technisch vom Civic Data Lab unterstützt wurde. Heute arbeitet dey bei der Gesellschaft für Informatik im CDL-Team und verbindet damit erfolgreich technische Expertise mit gesellschaftlichem Engagement.

Communities als Erfolgsfaktor

Mphos Weg verdeutlicht die Bedeutung unterstützender Gemeinschaften. Neben Codebar und CodeAcademy spielten spezialisierte Communities eine wichtige Rolle: Trans in Tech, Black in Tech, Women Who Code, Girls Code und der Migrant Accelerator bieten wichtige Netzwerke und Unterstützung für Menschen mit diversen Hintergründen in der Tech-Branche. „Ihr könnt Euer Wissen und Eure politische Überzeugung auch im Bereich Datenwissenschaften gezielt einsetzen – die geisteswissenschaftliche Perspektive bringt eine menschenzentrierte Sichtweise in die Technologie, die heute dringend gebraucht wird“, erklärt Mpho.

Fazit: Mut zur Veränderung zahlt sich aus

Mphos Geschichte zeigt, dass der Wechsel von Geisteswissenschaften zur Datenwissenschaft nicht nur möglich, sondern auch bereichernd ist. Die psychologischen und soziologischen Grundlagen erweisen sich als wertvolle Ergänzung zur technischen Expertise, besonders wenn es darum geht, Technologie gesellschaftlich verantwortlich einzusetzen. Der Weg erfordert Mut, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, intensiv zu lernen. Doch die Kombination aus geisteswissenschaftlicher Perspektive und technischer Kompetenz eröffnet wertvolle Möglichkeiten, an der Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft zu wirken. Mphos besonderer Tipp am Ende: „Vernetzt Euch, teilt Eure Erfahrungen und setzt Euch für Eure Überzeugungen auch im Bereich Daten ein, um Gerechtigkeit und Teilhabe ins Netz zu bringen!“

 

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Autorin

Stephanie Agethen

Stephanie Agethen (sie/ihr)

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