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Generative KI in der eigenen Organisation – Alles bleibt anders!

Seitdem ChatGPT das Licht der Welt für die breite Öffentlichkeit erblickt hat, gehen die Neuigkeiten rund um dieses Segment des Themas Künstliche Intelligenz nicht aus.


02. 12. 2024

Gerade in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung explodierte die Anzahl der Anwendungen und die aus ChatGPT entstandenen Werkzeuge. Dies ist nun fast auf den Tag genau zwei Jahre her.

 

Hat sich die Aufregung gelegt?

In der Wahrnehmung gemeinnütziger Organisationen ist Künstliche Intelligenz zumindest im Bereich der generativen Anwendungen in irgendeiner Form vermutlich schon aufgetaucht. Flächendeckend im Alltag angekommen, subjektiv dagegen gefühlt noch nicht. Zu groß ist die Unsicherheit, was denn nun zu beachten ist, welche Regeln organisationsintern als auch gesetzlich gelten und wie Werkzeuge im Rahmen der eigenen Arbeit unterstützen können. Und nicht zu vergessen die fehlende Zeit, sich im Arbeitsalltag damit zu befassen.

Und während die Branche hier noch zögert, entwickelt sich KI rasant weiter. Es vergeht kaum eine Woche ohne nennenswerte Neuigkeiten und Weiterentwicklungen. Ob diese aber nun für den eigenen Arbeitsbereich Relevanz besitzen, bleibt unklar.

Wie aber können Menschen aus gemeinnützigen Organisationen am Ball bleiben, ohne direkt Stunden mit eigener Recherche zu verbringen?

Grundsätzlich gilt: Die Nutzung von generativer KI im Organisations-Alltag ist eine neue Kulturtechnik, die von jeder Person eigenständig eingeübt werden muss. Jedes Üben benötigt zeitliche und auch monetäre Investition, bis es zu einem energetischen und betriebswirtschaftlichen Break-Even kommt. Durch stetiges Tun wird alles routinierter und besser. Aber das bekannte Pareto-Prinzip, mit dem 20% der eingesetzten Energie 80% des Ergebnisses ermöglichen, muss beachtet bleiben.

 

Daraus leitet sich direkt die erste Regel ab:

1. Nicht auf jeden Zug aufspringen, sondern zunächst die Basics ausprobieren.

Generative KI ist gekommen, um zu bleiben. Dies steht fest. Und Tools auszuprobieren kann Spaß machen. Aber man kann sich sehr schnell darin verlieren und von einem Spielzeug zum nächsten hüpfen. Bevor ihr allerdings auf jeden Zug aufspringt, lernt zunächst die Basics, die auch in der absehbar kommenden Zeit höchstwahrscheinlich relevant bleiben werden. Die Klassiker sind dabei immer noch die Werkzeuge, die in irgendeiner Form Text oder Buchstaben und Zahlen als Ergebnis ausgeben und von denen viele bereits gehört haben. Auch wenn sich die Qualitäten der Systeme bei den Ergebnissen immer noch unterscheiden, so besitzen sie bei der Eingabe (Prompten, siehe Punkt 2) viele Gemeinsamkeiten. Dies sind die aktuellen Klassiker:

  • ChatGPT von OpenAI
  • Claude von Anthropic
  • und noch erwähnt: poe.com als Beispiel für eine Plattform zur Anwendung multipler Modelle

Welche Version nun die aktuell bessere ist und ob in 2024 noch das neue GPT 5 auf den Markt kommt, ist dabei absolut irrelevant. Der Kollege Jona Hölderle betont stets, dass wir “es mit der aktuell schlechtesten KI-Version zu tun haben, die wir jemals haben werden“. Aber sie ist auch gleichzeitig “die beste, die wir jemals hatten”. Wir können daher die Werkzeuge nutzen, die wir haben. Was gut ist, wird sich durchsetzen. Und Basiswissen wird immer wichtig bleiben.

 

2. Prompten lernen!

Im Internet sind viele Anbieter unterwegs, die mit ihren „Prompt-Bibeln“ und Sammlungen tausender Prompts Lösungen versprechen, um den individuellen Arbeitsalltag zu beschleunigen. Einige der Prompts können in der Tat helfen, aber es verhält sich bei der Anwendung wie mit dem Hausaufgaben-Abschreiben zu Schulzeiten. Es hilft vermeintlich, aber das Verständnis für das Eigentliche fehlt. Daher lernt zunächst, wie man gute Prompts formuliert und worauf es ankommt. Und auch hier gilt die Erfahrung wie bei den Prompt-Sammlungen: Es gibt viele Herangehensweisen und unterschiedliche Prompt-Schemata. Als Faustformel gilt:

  • Definiere die Rolle für die zu lösende konkrete Aufgabe.
  • Sag konkret, was herauskommen soll.
  • Beschreibe, für welche Zielgruppe das Ergebnis sein soll.
  • Gib so viel Kontext wie möglich.
  • Als Bonus zeige ein Beispiel für ein mögliches Ergebnis.

Alle weiteren Prompt-Schemata orientieren sich im Prinzip grob an dieser Schablone.

 

3. Verabschiede Dich von alten Gewohnheiten und nutze Trends: Bye bye Suchmaschine.

Ein aktueller und sehr wahrscheinlich nicht mehr weggehender Trend ist die Ablösung der klassischen Suchmaschinen-Suche durch die Nutzung von KI Antwort-Maschinen. Während Google eine Liste an Ergebnissen ausgibt und man sich Antworten auf die eigenen Fragen oft selber herausklicken muss, ist generative KI hier bereits weiter:

Diese beiden Anbieter beantworten Fragen aus Beruf und Privatem sehr konkret, verbinden Stränge miteinander und geben dabei ihre Quellen an. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diesen Artikel ist Perplexity noch qualitativ besser und detailgetreuer bei der Beantwortung, aber beide Werkzeuge erlauben es bereits jetzt, eine Menge Zeit in der alltäglichen Arbeit einzusparen. Hier steckt ebenso eine Menge Potenzial drin, so dass von weiteren Entwicklungsschritten auszugehen ist.

 

4. Am Ball bleiben: Was genau ist relevant und wo gibt es Infos?

Das Netz ist gut gefüllt mit Infos über den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Konkrete einschlägige News-Quellen für die Anwendung generativer KI innerhalb der Sozialbranche gibt es aktuell noch nicht in der breiten Fläche.

Die derzeit wahrscheinlich wichtigsten allgemeinen KI-Kanäle sind deutschsprachige und internationale Newsletter. Viele erscheinen täglich und bieten eine breite Zusammenstellung rund um das aktuelle Geschehen. Wenn sich hier Nennungen von Nachrichten und Entwicklungen doppeln oder häufen, so kann oft von relevanten Veränderungen ausgegangen werden. Es reicht daher, sich für einen oder zwei internationale Newsletter zu entscheiden. Hier folgt eine Auswahl. Weitere Recherche- und Wissensquellen findet ihr unter meid.media/ki-links

(Übrigens funktioniert es auch gut, Perplexity nach den relevanten Entwicklungen in den letzten 14 Tagen zu fragen.)

 

5. Tiefer reinklettern in den Kaninchenbau? KI „lernen“

Vieles geschieht durch ausprobieren, scheitern, anpassen, neu machen, lernen. Wer dennoch etwas mehr Futter benötigt, kann sich mittlerweile durch etliche Online-Kurse klicken, die in unterschiedlicher Qualität Inhalte beibringen. Dies reicht vom einfachen How-To Video der Nutzung einer Anwendung bis zu kompletten kostenlosen sowie kostenintensiven Studienreihen. Einige Anbieter (z.B. AInautensnipki) bieten gegen eine Jahresgebühr Zugang zu ständig erweiternden Informationsquellen, mit denen man einfach Dinge anschauen, überprüfen und im Anschluss selbst durchführen kann. Der KI-Campus bietet Gratis-Lehrmaterial an. An der Hochschule Fresenius kann ein Zertifikatskurs gebucht werden. In der Fundraising- und Gemeinnützigkeitsbranche bietet derzeit nur die Fundraising Akademie Tages- und Inhouse-Seminare zum Thema an. Das Haus des Stiftens ist regelmäßig mit einschlägigen Thementagen aktiv. Auch hier finden sich unter meid.media/ki-links weitere Angebote. Weitere Lernangebote sind stets aktuell in der Civic Data Lab Academy zusammengetragen und kuratiert.

Generative KI ist gekommen, um zu bleiben. Tagesaktuell am Ball zu bleiben ist bei den derzeitigen schnellen Veränderungen nur für Menschen mit viel zeitlichem Potenzial möglich. Dies ist aber in der breiten Fläche in den Organisationen nicht nötig.

Was gerade hoch im Kurs ist und vor Ort diskutiert wird? Dies sind Themen wie die aktuell noch unklare Umsetzung des AI-Acts in Deutschland, Anwendungsrichtlinien für die eigene Organisation (hier ein gutes Beispiel von der Diakonie Deutschland), Prozessanalysen zur Erkennung von Potenzial, Energiefragen, die ethische Auseinandersetzung mit den Anbietern der Technologien, die Planung von ersten Budgets für den Einsatz generativer KI sowie erste Versuche von Automatisierungen vereinzelter Prozesse. Was ebenfalls nicht vergessen werden darf – insbesondere in unserer Branche –  ist die Berücksichtigung von Aspekten der Barrierefreiheit bei den eingesetzten Tools.

Wichtig ist, dass ihr jetzt loslegt und Spaß habt an der neuen Arbeitswelt, die da bereits jetzt vorsichtig anklopft.


Autor

Portrait von Maik Meid

Maik Meid (er/ihn)

Maik Meid Fundraising Media


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