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Open Source in der Praxis: So arbeiten wir im Civic Data Lab am Datenprojekt mit A thousand Channels

Der Begriff Open Source begegnet uns immer häufiger – sei es in Diskussionen über digitale Souveränität, bei der Einführung von Software in Schulen und Behörden oder einfach bei der privaten Nutzung von Softwareanwendungen. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Und was unterscheidet Open Source in der Praxis von freier Software? Wir berichten von unseren Erfahrungen aus dem Datenvorhaben mit A thousand channels.


14. 07. 2025

Informationen und Hintergründe zum Begriff Open Source

Was ist Open Source Software?

Open Source Software (kurz: OSS) ist Software, deren Quellcode – also die Bauanleitung der Software – öffentlich zugänglich ist. Das bedeutet, jede*r kann den Code einsehen, (mit entsprechenden Programmierkenntnissen) verstehen, verändern und weiterverarbeiten. Dennoch heißt das nicht, dass damit alles erlaubt ist! Im Gegensatz zu „gemeinfreier“ (Public Domain) Software gibt es bei Open Source Software Regeln, sogenannte Open-Source-Lizenzen, an die man sich halten muss. Damit ist die Nutzung zwar sehr frei, aber dennoch an Bedingungen geknüpft.

Die Open Source Initiative definiert zehn Kriterien, die Open Source Software ausmachen, und insbesondere die folgenden Eigenschaften enthalten:

  • Offener Quellcode: Software, deren Quellcode öffentlich ist, eingesehen, geändert und genutzt werden kann.
  • Keine Lizenzkosten: Die Software kann unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kostenfrei genutzt und verteilt werden.
  • Recht auf Verbreitung: Die Software darf beliebig kopiert, geändert und verbreitet werden – sofern man die Lizenzbedingungen beachtet.

Sprachmodelle wie LLama von Meta, die oft als Open Source Modelle bezeichnet werden, sind hingegen nicht Open Source, allein schon weil ihr Quellcode, also der Code, mit dem sie trainiert wurden, nicht einsehbar ist.

Open Source vs. freie Software – Was genau ist der Unterschied?

Die Begriffe Open Source Software und freie Software werden oft gleichgesetzt, bedeuten aber nicht ganz dasselbe. Die Free Software Foundation bringt den Unterschied folgendermaßen auf den Punkt: „Open Source ist eine Entwicklungsmethodik, freie Software ist eine soziale Bewegung.“ Dabei betont freie Software besonders die Freiheiten der Nutzer*innen, während Open Source stärker auf die transparente Entwicklung und Zusammenarbeit fokussiert. Beide Ansätze verfolgen aber ähnliche Prinzipien: Offenheit, Teilhabe und gemeinsames Weiterentwickeln. Dadurch kommt es häufig auch zur Zusammenarbeit beider Communities um Projekte voranzutreiben.

Die Vorteile von Open Source

Das Konzept von Open Source basiert auf Transparenz, dem Wert gemeinsamer Weiterentwicklung und einem offenen Austausch von Wissen. Damit geht auch die Nutzung von Open Source Software mit einigen Vorteilen einher:

  • Community-basierter Ansatz: Viele Menschen können sich an der Entwicklung beteiligen und dadurch voneinander profitieren, bewährte Lösungen nachnutzen und gemeinsam weiterentwickeln.
  • Kosteneinsparung: Für die Nutzung fallen keine Lizenzgebühren an.
  • (mehr) digitale Souveränität: Durch offene Standards entstehen keine sogenannten Lock-in Effekte und Nutzende haben stets Wahl- und Wechselfreiheit. Dadurch sind sie unabhängig von einzelnen Anbietern.
  • Transparenz: Durch den offenen Quellcode können Nutzende nachvollziehen, wie die Software funktioniert.
  • Langfristige Nutzung: Durch offene Lizenzen kann Software nachhaltig und langfristig genutzt werden.
  • Anpassbarkeit und Selbstbestimmung: Nutzende können Software nach ihren eigenen Bedürfnissen anpassen, frei Fehler beheben und Erweiterungen vornehmen oder diese beauftragen. Dabei besteht keine Abhängigkeit zu einer bestimmten Herstellerfirma.
  • Barriereabbau: Neue Entwickler*innen auf der ganzen Welt können Open-Source Tools direkt benutzen und von Code lernen, ohne dafür Geld bezahlen zu müssen oder Teil von Organisationen zu sein.

Aber: Es gibt immer einen Haken

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Entwicklung und Nutzung von Open Source Software.

  • Technischer und organisatorischer Aufwand: Mit der Nutzung von Open Source Software geht oft einher, dass man diese selbst betreiben muss. Hier ist Expertise gefragt. – Diese Herausforderungen können die Nutzung von Open Source Software für kleinere Organisationen manchmal recht unzugänglich machen, insbesondere, wenn es in der Organisationen keine Person gibt, die sich dezidiert um das IT-Setup kümmert.
  • Nicht alle Funktionen „out of the box“: Neben dem Setup braucht es manchmal auch technische Expertise, um die Software an die eigenen Gegebenheiten anzupassen und somit nutzbar zu machen
  • Unübersichtliche Lizenzlage: Wann kann ich Open Source wie verwenden? Wann muss ich eine Lizenz in meiner eigenen Entwicklung referenzieren? Ohne Erfahrung kann es schwierig sein, diese Fragen zu beantworten.
  • Abhängigkeit von der Community: Ohne eine aktive Gemeinschaft von Entwickler*innen kann ein Projekt schnell an Bedeutung verlieren. Vor der Verwendung von Open Source Software sollte man sich einen Überblick verschaffen, wie aktiv diese entwickelt wird.
  • Disproportionale Abhängigkeiten von ehrenamtlichen Entwickler*innen: Es gibt fehlende Support-Strukturen für Projekte, die im Verhältnis zu ihrer Bedeutung nicht genug Kapazitäten haben.


Man sieht eine komplexe Maschine, die moderne Infrastruktur darstellt. Sie steht allerdings auf einer sehr dünnen Säule mit der Beschriftung

Quelle: https://xkcd.com/2347

Open Source im Civic Data Lab

Auch im Civic Data Lab unterstützen wir die Einstellung hinter dem Konzept von Open Source, die auf Offenheit, Zusammenarbeit und gemeinsamen Fortschritt setzt. Deshalb bemühen wir uns – wenn es die Gegebenheiten zulassen – diesen Ansatz auch in unsere Arbeit zu integrieren.

So veröffentlichen wir z.B. Lernmaterialen aus unserer Academy als Open Educational Resources (OERs). Dadurch können diese offen geteilt und weiterverwendet werden.

Unsere Community findet sich online auf HumHub zusammen – einer deutschen Open Source Kommunikations- und Vernetzungs-Softwareanwendung. Darüber berichteten wir bereits in diesem Blogartikel.

Und zu guter Letzt setzen wir im Rahmen unserer Datenvorhaben – wenn möglich – auf die Verwendung von Open Source Lösungen. Unter anderem begleiten wir im Rahmen eines unserer Datenvorhaben die Entwicklung einer Fundraising-Erweiterung für die CiviCRM-Software.

Und ganz aktuell haben wir unsere Begleitung des Softwareprojekts A Thousand Channels abgeschlossen. Hinter dem Projekt verbirgt sich eine Plattform, die queeren Narrationen mehr Sichtbarkeit geben möchte. Über das Projekt berichteten wir ebenfalls bereits auf unserem Blog. Dem Team hinter A Thousand Channels liegt der Ansatz „Open per Default“ besonders am Herzen, sodass sie und ihre Nutzer*innen unabhängig bleiben. Deshalb war es im Rahmen des Datenvorhabens wichtig auf die Nutzung proprietärer Systeme zu verzichten. Neben der Verwendung von Open Source Software, möchte das Team auch keine Lock-in Effekte für die eigenen Nutzer*innen verursachen und setzt deshalb auf das sogenannte „Map-to-Go“ Prinzip. Das bedeutet, dass sie eine dauerhafte Abhängigkeit von ihrer Plattform vermeiden wollen und Nutzer*innen alle Karten, die sie auf der Plattform erstellen, auch an anderer Stelle weiternutzen können.

Neugierig geworden? Dann meldet Euch bei A Thousand Channels – oder schaut in die Anwendungs-Dokumentation.

Mehr Informationen findet Ihr im Handbuch zum Mapping Backend sowie in der technischen Dokumentation auf Github.


Autorin

Nevena Nikolajević

Nevena Nikolajević (sie/ihr)

Datenvorhaben Kontakt in HumHub


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