KI-Washing: Eine kritische Betrachtung
Webgeograph und Digitalberater Damian Padera erklärte in einem Civic Data Lab Espresso-Talk Hintergründe, Dimensionen und Auswirkungen des Phänomens.
In einer Ära, in der Künstliche Intelligenz (KI) sämtliche Lebensbereiche durchdringt, steht die Zivilgesellschaft vor einer wegweisenden Herausforderung: der verantwortungsvollen und werteorientierten Nutzung dieser transformativen Technologie. Das aktuelle Whitepaper „Freiheit als zentraler Wert für den Einsatz von KI in der Zivilgesellschaft“ veröffentlicht vom progressiven digitalpolitischen Verein D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt im Rahmen des Projektes „Code of Conduct Demokratische KI“.
Das Whitepaper wurde gemeinsam mit Aktiven aus 15 Organisationen (AWO, ASB, DRK, Neue deutsche Medienmacher*innen, etc.) erarbeitet – auch das Team von CorrelAid und Mitglieder unserer Civic Data Lab Community haben übrigens an der Erstellung des Whitepaper mitgearbeitet, außerdem gab es auf unserem CDL BarCamp im Mai eine vorbereitende Session dazu.
Das aktuell vorliegende Whitepaper über Freiheit ist dabei nur ein erster Baustein einer umfassenden strategischen Auseinandersetzung mit KI in der Zivilgesellschaft. In den kommenden Monaten sind zwei weitere thematische Schwerpunktpublikationen geplant, die jeweils unterschiedliche Dimensionen der KI-Nutzung beleuchten werden. Ziel ist es, bis Ende 2025 einen umfassenden, mehrdimensionalen Verhaltenskodex für den verantwortungsvollen KI-Einsatz in zivilgesellschaftlichen Kontexten zu entwickeln.
Eine Studie der Universität Regensburg zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung: Bereits 60% der befragten deutschen Nichtregierungsorganisationen setzen KI-Anwendungen zumindest gelegentlich ein. Diese hohe Durchdringungsrate unterstreicht die Relevanz und Dringlichkeit einer strukturierten Auseinandersetzung mit den Chancen und Herausforderungen Künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig offenbart die Studie eine zentrale Herausforderung: Insbesondere kleinere Organisationen verfügen bislang über keine klaren Richt- und Leitlinien für den KI-Einsatz. Diese Lücke birgt potenzielle Risiken und Unsicherheiten in der praktischen Anwendung.
Das Whitepaper unterstreicht die besondere Rolle der Zivilgesellschaft: Sie ist nicht nur Beobachterin, sondern aktive Mitgestalterin der KI-Entwicklung. Ihr Auftrag ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen technologischen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Werten zu schaffen.
Der KI-Wertekompass ist mehr als ein theoretisches Konstrukt – er ist ein praktisches Werkzeug zur Wertereflexion. Er unterstützt Organisationen dabei, Spannungsfelder zwischen verschiedenen Freiheitsdimensionen zu erkennen und auszubalancieren. Konkret visualisiert der Kompass unterschiedliche Freiheitsdimensionen wie Offenheit versus Sicherheit, Präzision versus Imagination, Transparenz versus Datenschutz sowie Innovation versus Stabilität. Organisationen können so ihre individuelle Position bestimmen und fundierte Entscheidungen im Bereich der digitalen Transformation treffen.
Das Whitepaper bleibt nicht in abstrakten Überlegungen verhaftet, sondern liefert konkrete Anwendungsszenarien. Diese verdeutlichen das transformative Potenzial von KI für gemeinnützige Organisationen. So können KI-gestützte Chatbots älteren Menschen den Alltag erleichtern, KI-Systeme helfen bei der Analyse komplexer Klimadaten und automatisierte Prozesse steigern die Effizienz sozialer Projekte.
Neben den Chancen beleuchtet das Papier auch die potenziellen Risiken. Dazu gehören Datenschutzbedenken, Diskriminierungsrisiken durch verzerrte Algorithmen, mögliche Abhängigkeiten von Technologiekonzernen sowie rechtliche Unsicherheiten, insbesondere im Urheberrecht. Diese kritische Perspektive unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen und reflektierten KI-Nutzung.
KI ist weder Wundermittel noch Teufelszeug, sondern ein gestaltbares Werkzeug. Mit dem KI-Wertekompass erhalten gemeinnützige Organisationen ein Instrument, um die Chancen von KI zu nutzen und gleichzeitig ihre Kernwerte und die Freiheit ihrer Zielgruppen zu schützen. Das Whitepaper lädt ein zum kontinuierlichen Dialog, zur kritischen Reflexion und zur aktiven Mitgestaltung einer werteorientierten digitalen Zukunft. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz liefert die Publikation einen bedeutenden Beitrag zur verantwortungsvollen Integration von KI in zivilgesellschaftliche Organisationen und unterstreicht Freiheit als zentralen Navigationswert in diesem transformativen Prozess.
Das aktuell vorliegende Whitepaper über Freiheit ist übrigens nur ein erster Baustein einer umfassenden strategischen Auseinandersetzung mit KI in der Zivilgesellschaft. In den kommenden Monaten sind zwei weitere thematische Schwerpunktpublikationen geplant, die jeweils unterschiedliche Dimensionen der KI-Nutzung beleuchten werden. Ziel ist es, bis Ende 2025 einen umfassenden, mehrdimensionalen Verhaltenskodex für den verantwortungsvollen KI-Einsatz in zivilgesellschaftlichen Kontexten zu entwickeln.
Testet den KI-Wertekompass und lasst D64 wissen, wie Ihr die verschiedenen Dimensionen bewertet. Was ist für Eure Organisation entscheidend, um KI gemeinwohlorientiert zu nutzen? Wie schafft Ihr es, dass KI Eure Handlungsfreiheit erweitert, statt einschränkt? Eure Erfahrungen, Ideen und Anregungen sind von großer Bedeutung. Schreibt Euer Feedback und Eure Positionen an: buero@d-64.org
Whitepaper zum Download unter: Code of Conduct Demokratische KI | D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e.V.
Kontakt bei Rückfragen: Anke Obendiek, PhDReferentin für Netzwerke & Gremien